Erneut Tempel, denken wir, jedoch heute sehen wir zwei ganz besondere Zeugen alter Zeiten. Der eine Tempel ist riesig und wurde mit Backstein gebaut, der Millimeter genau aufeinander passen musste, dass man nicht einmal einen Nagel dazwischen einschieben konnte, sonst wurde damals der Architekt und seine gesamte Nachkommenschaft umgebracht. Die Mauern sind so dick und stabil, dass dieses Bauwerk sämtliche Erdbeben überstanden hat.

Beim anderen Tempel ist die Spitze beim letzten Erdbeben eingestürzt, diese wird jetzt renoviert. Hier sehen wir in den verschiedenen Gängen meist gut erhaltene Malereien aus dem 11. Jahrhundert.


Der beste Lackwaren Hersteller Myanmar’s hat seine Werkstätten in Bagan. Uns werden die vielen Schritte der aufwändigen Handarbeit gezeigt, danach dürfen wir durch die einzelnen Abteilungen gehen und den Arbeitern und Arbeiterinnen bei ihrer filigranen Fertigung zusehen. Jetzt kennen wir auch den Unterschied zwischen echten und nachgemachtem Lackwaren. In den anschliessenden Verkaufsräumen ist es eine Wonne diese wunderschönen Gegenstände zu betrachten. Reisschalen wechseln den Besitzer. Ich freue mich schon darauf unserem Besuch in diesen Schalen etwas besonderes zu servieren und von unserer Reise zu erzählen.
Eine kleine Pause im Hotel, mit frischen Bananen und gekauften Erdnuss Biscuits erfrischt uns, bevor wir uns auf den Aussichtsturm begeben um Bagan und seine Tempel von oben zu betrachten.

Zorro fährt uns in eine Pizzeria mit Holzofen, er selber will uns in anderthalb Stunden abholen, er mag keine Pizza. Wir sind jedoch froh endlich mal wieder etwas anderes als Reis zu essen. Gleich daneben gibt es Fussmassage, und da Peter sein Internet auf dem Handy und eine Flasche Wein hat, kann ich mich getrost massieren lassen.
Zurück in unserem Hotel hören wir laute Musik aus dem Dorf nebenan. Es wird ein Fest gefeiert, da morgen Abend die Jungen ihre Haare rasiert bekommen um für eine Woche als Novizen ins Kloster zu gehen. Das möchten wir gerne kennen lernen und mit eigenen Augen sehen. Mit der Taschenlampe bewaffnet gehen wir durch die Dunkelheit. Im Dorf fragt Zorro nach dem Weg zum Fest. Wir gelangen zu einem Haus mit einem Platz davor, welcher bereits für das Fest vorbereitet ist. Morgen werden die Dorfbewohner helfen das Essen zu kochen, alle sind eingeladen. Eine bekannte Musikgruppe wird spielen. Für heute ist Schluss mit Musik, in Myanmar ist alle Musik um 20.30 Uhr beendet.
Die Menschen freuen sich über unseren Besuch, viele Dorfbewohner kommen vorbei um uns zu sehen. Die alte Dame des Hauses, welche mit 85 Jahren das Oberhaupt der Familie ist, will uns zum Fest morgen, oder wenigstens zum Frühstück einladen. Sie hat ihr Leben lang gespart um an diesem Wochenende das ganze Dorf und natürlich Ihre ganze Familie, welche inzwischen 74 Personen gross ist, einladen zu können. Alles gedacht als Gabe an Buddha. Damit und mit Meditation wird man im nächsten Leben in eine höhere Stufe geboren.
Da wir morgen weiter fahren wird ein Tisch und Stühle geholt um und zu bewirten. Fotos von allen Seiten werden gemacht und Zorro ist mit der Übersetzung gefordert. Von den Frauen erfahre ich auch ohne Übersetzung wie viele Kinder und Enkel sie haben und welches ihre Söhne und Töchter sind.

Bevor wir uns auf den Rückweg machen lässt Peter die Dorfbewohner fragen, ob sie denn genug Trinkwasser hätten, was verneint wird. Der Fluss sei inzwischen durch all die Chemikalien zu schmutzig geworden. Peter lässt einen Draht holen und „sucht“ nach Wasser. Mitten durch das Grundstück fliesst unterirdisch ein Bach, der Verlauf wird mit Steinen aus den vorbereiteten Feuerstellen markiert.
Die Menschen freuen sich, das können wir feststellen, aber auf dem Rückweg erzählt uns Zorro, dass sich einer der Alten an einen Bach zum Fluss aus Kindertagen erinnert hat. „Warum hast du uns das nicht früher gesagt?“ ist die Reaktion der Sippe. Welch besonderes Erlebnis zum Abschluss dieses letzten Abends in Bagan.