18. Januar 2024

Am Strand

Bin ich verwöhnt? Ja, bestimmt, jede, die wie ich, das Glück hatte in der Schweiz geboren und aufgewachsen zu sein, ist das wohl in gewisser Weise. Diese Frage stelle ich mir in der fast schlaflosen Nacht in dem muffigen Zimmer. Dabei weiss ich genau, dass ich mich schon oft von einem X-beliebigen TuckTuck Fahrer in ein „nice, clean and cheap“ Zimmer irgendwo auf der Welt bringen liess, um dann bei einer Tante, einem Cousin oder Freunden der Fahrer für wenig Geld hübsch und einfach untergebracht zu werden. Ich habe das immer sehr genossen, bin ich doch so zu vielen Begegnungen mit Einheimischen gekommen und habe gut und dazu günstig übernachtet.Jetzt liege ich wach und frage mich, ob ich wirklich meine nächsten zwei Nächte noch hier verbringen will? Ich möchte niemanden verletzen, aber meine Ferientage sind doch auch etwas wert! Kurz entschlossen zücke ich mein Handy, suche ein Hotel am Strand, und buche….

Um Jaya nicht zu verletzen, erwähne ich am Morgen, dass es sich um ein Missverständnis handle. Ich hätte mehrmals erwähnt, dass ich noch zwei Tage an einen Strand möchte, da Peter nicht gerne Strand Ferien macht. (Anmerkung: soviel zu Männern die nicht zuhören… das mit dem Einparken von Frauen stimmt sowieso nicht, und wenn es denn so wäre, mein Auto kann es auf jeden Fall). Jaya wollte mich doch heute an einen Strand bringen, ist sein Einwand. Ich erklärte ihm nochmals, dass ich nicht an irgendeinem Strand sitzen wolle, sondern in einem Hotel am Strand wohnen möchte.

Das lieblos hingeknallte Frühstück auf dem klebrigen Plastiktischtuch voll Flecken, lässt mich meine Entscheidung nochmals als richtig erkennen. Auch wenn ich natürlich mein Geld für die zwei Nächte nicht zurück erstattet bekomme. Das ist mein Weihnachtsgeschenk von Peter, er hat grosszügig unser Ferienbudget aufgestockt, also kann ich es mir leisten.

Die Fahrt zum Hotel Sri Gemunu Beach Resort dauert nur etwa zehn Minuten und ein frühes Check-In und ein Zimmer Upgrade, ohne zusätzliche Kosten, sind überhaupt kein Problem. Ich verabschiede Jaya bis Samstag, ich brauche ihn hier nicht und hätte allein sowieso keinen Fahrer für die ganze Zeit gebucht, da gerade das Reisen mit den öffentlichen Verkehrsmöglichkeiten einen Teil des Reizes eines noch unbekannten Landes ausmacht.

Endlich Strand, endlich Meeresrauschen, nur die Schildkröten, welche es hier geben soll, habe ich noch nicht gesehen. Die Wellen sind hoch und heftig, ich bin im Surferparadies und kann sie von meinem Liegestuhl aus beobachten. Ein langer Strandspaziergang, schwimmen, lesen und schlicht SEIN, was für eine Wonne.

Non, je ne regrette rien….

17. Januar 2024

Galle

Leider muss ich von meinem hübschen Hotel Abschied nehmen, heute geht die Fahrt auf der Autobahn nach Galle, weiter südlich. Nach.ca. zwei Stunden Fahrt erreichen wir das von Jaya gebuchte Guesthouse. Er hat sich offensichtlich meine (unsere) Einwände gegen seine ursprünglich geplanten Hotels in der Grössenordnung von ca. CHF 250 pro Nacht etwas zu sehr zu Herzen genommen, jetzt sitze ich in einem schäbigen, schmuddeligen Zimmer und hoffe dass ich mich nicht zudecken muss, da mir die Flecken auf der Bettdecke doch suspekt vorkommen. Ich habe schon in weitaus hübscheren, einfachen Zimmern für nicht mal die Hälfte des Preises übernachtet. Toilettenpapier gibt es nicht, die Dusche ist etwas sehr gewöhnungsbedürftig, aber ich kann hier schlafen. Das grösste Problem werden wohl die verschiedenen Geräte sein, welche Strom brauchen, denn mein Welt Stecker passt in allen Varianten nicht. Mal sehen wie lange meine Powerbank aushält.

Fertig gejammert, da ich dem Zimmer entfliehen will, gehe ich zu Fuss los um in sechs Stunden Galle Fort zu entdecken. Ich besuche das Nationalmuseum, wandere durch die Festung des Forts am Rande der Klippen, flaniere kreuz und quer durch die vielen hübschen Gassen und geniesse einen wunderbaren Pumpkin Salat auf der Terrasse eines Grand Hotels aus der Kolonialzeit, etwas Luxus muss sein….

Ich geniesse es in vollen Zügen einfach los zu gehen, ohne zuerst das Internet stundenlang zu befragen (entschuldige Peter), all die vielen Ecken zu entdecken und erneut zu erkennen, dass ich auch ohne Plan und Internet immer die wichtigen Punkte finde, zu Fuss sieht man einfach mehr. Ich habe ein hübsches Restaurant für heute Abend entdeckt, wobei es in der Church Street unzählige Möglichkeiten gibt sich zu verköstigen. Wieder stundenlang zu Fuss unterwegs zu sein, welche Freude! Welche Wohltat, ich entdecke einen kleinen Salon und kann nicht widerstehen, endlich mal wieder eine Fussmassage, wie haben mir diese gefehlt…

Ein Guesthouse am Strand, wie von mir erträumt, gibt es nicht, dafür bin ich einfach unterwegs….

16. Januar 2024

Ankunft, Planen, erste Ausflüge

Bin ich tatsächlich hier? Angekommen? Wo blieb die Vorfreude?

Die Vorfreude blieb diesmal ganz auf der Strecke, schade, denn irgendwie fehlt sie mir jetzt. Noch bis gestern konnte ich mir gar nicht vorstellen, wirklich nach Sri Lanka zu reisen, erst als ich am Gate in Zürich sass, nur ganz kurze Zeit, da Peter mich gebracht hatte und die Security eine lange Zeit in Anspruch genommen hatte, kam so etwas wie „Verstehen“ auf! Ich bin tatsächlich unterwegs! Die Weihnachtszeit und vor allem die Zeit zwischen den Jahren war geprägt von Peters Krankheit, weswegen wir immer nicht wussten ob wir die Reise antreten können oder alles annullieren müssen. Zum Glück hat sich Peters Gesundheitszustand soweit gebessert, dass er „nur“ noch zweimal zur Kontrolle muss und mir eine Woche später folgen kann. Wir haben uns entschieden, dass ich diese eine Woche allein reise, da wir Jayarathna, kurz Jaya, unseren Fahrer, bereits gebucht hatten.

Am Flughafen Colombo werde ich mit einem Blumenkranz von Jaya begrüsst. Zum Glück hat er mich erkannt, denn wenn ich die gefühlten hundert Namenstafeln der Fahrer hätte lesen müssen, hätte ich lange gebraucht. Zum Parkplatz ist es nicht weit! Dort steht das grosse Fahrzeug, welches mich/uns die nächsten vier Wochen von einem Ort zum anderen bringen wird. Die kurze Fahrt zum Olinia Airport Hotel führt durch die üblichen Strassen, welche sich rund um einen internationalen Flughafen kreuzen. Viel sehen kann ich nicht, der Verkehr ist, wie anzunehmen war, recht turbulent, die Spuren, lassen sich nicht erkennen, alles fährt irgendwie durcheinander von links nach rechts und umgekehrt, aber ich fühle mich sicher mit Jaya als Fahrer,

Das Hotel ist hübsch, mit einem Innenhof-Garten und einem Swimmingpool. Es ist nicht zu gross, gerade so wie ich es mag (schliesslich habe ich es gebucht!) Ich selber fühle mich, obwohl es erst 6.00 Uhr früh ist, zu Abenteuern aufgelegt, aber Jaya möchte unbedingt, dass ich mich zunächst mal im Hotel erhole. Um 10 Uhr treffen wir uns wieder, um die nächsten Tage zu planen. Es ist gar nicht so einfach hübsche Guesthouses zu finden, welche noch Platz haben. Richtigerweise gibt Jaya zu bedenken, dass er als Einheimischer bessere Preise aushandeln kann als ich über die Buchungs-Plattformen erhalten würde.

Olinia Airport Hotel

Jetzt will ich aber los und etwas sehen. Negombo mit dem Feuchtgebiet und der Lagune, nur etwa acht Kilometer entfernt, bietet sich an. in der kleinen Stadt ist ein geschäftiges Treiben. Wie froh bin ich, dass ich keinen Ort suchen muss, sondern einfach chauffiert werde. Der Preis für eine einstündige Bootsfahrt in der Lagune, durch die Mangroven erscheint mir ziemlich hoch, aber was soll’s, ich liebe nun mal Mangroven-Wälder. Erinnerungen an die stundenlangen Schwimm-Ausflüge im Amazonas-Delta mit Barbara aus Maruda, Brasilien und Theresia tauchen auf. Und natürlich die Fahrten durch die Mangroven zur Höhle und den „Floating Villages“ in Krabi, Thailand.

Insgesamt ein schönes Erlebnis. Ich sehe Affen, Fischadler, Graureiher und eine Art Leguane auf den Bäumen. Den Namen habe ich nicht richtig verstanden, mal sehen ob ich es finden kann. Bei einer Insel macht der Bootsführer Halt und bringt mir und Jaya kleine, süsse Bananen und eine orangene Kokosnuss mit Strohhalm.

Ein grosser Fischmarkt ist unser nächstes Ziel in Negombo. Den besuche ich sowieso besser ohne Peter, da er sich diesen Gerüchen nicht gerne aussetzt.

Die St. Mary‘s Church hat leider geschlossen, die unglaubliche Grösse sieht man indessen auch von aussen und eine neue Kapelle daneben kann besichtigt werden.

Jetzt holt mich aber der Jetlag ein, ich lasse mich zum Hotel fahren um ein wenig zu schlafen. Der Swimmingpool muss auch noch ausprobiert werden und der Blog wartet, vielmehr die treuen Leserinnen und Leser. So geht, bei einem Abendessen im hoteleigenen Restaurant dieser erste Tag in Sri Lanka zu Ende. So schön, es liegen noch soooo viele Tage vor mir….